03 Rethinking Roller Coasters Hero

Achterbahnen neu gedacht: Sportwagen oder Kunstflieger?

Spike Blog 29. Aug. 2024 3 Min. Lesezeit
Zusammenfassung

In der aufregenden Welt der Achterbahnen gibt es zwei grundsätzliche Varianten, die auf ihre Weise den Adrenalinspiegel in die Höhe treiben. Gravity Coaster, die ihre Energie von außen beziehen, und Powered Coaster, deren Fahrzeuge selbst motorisiert sind. Mit der Einführung des Spike-Antriebs haben Powered Coaster hinsichtlich der möglichen Beschleunigung mit Gravity Coastern gleichgezogen und prinzipielle Verschiedenheiten treten in den Vordergrund.
Während sich Gravity Coaster an die Gesetze der Schwerkraft halten, brechen Spike Coaster diese nahezu auf. Vergleichen wir diese beiden technischen Meisterstücke mit einem Sportwagen und einem Kunstflieger, um ihre Unterschiede und Besonderheiten besser zu verstehen.

 

Gravity Coaster: Der Sportwagen unter den Achterbahnen

Ein Gravity Coaster funktioniert, wie der Name schon sagt, hauptsächlich durch die Schwerkraft. Nach dem anfänglichen Aufstieg mittels Ketten- oder Reibradlift beschleunigt der Wagen durch die Schwerkraft auf den Abfahrten. Beim Launch-Abschuss mit LSM, LIM oder Reibädern wird er direkt auf Geschwindigkeit beschleunigt. Beiden Startvarianten ist gemeinsam, dass während der gesamten Fahrt danach bzw. bis zum nächsten Lift oder Abschuss die Energie durch Luftwiderstand, Reibung und Bremsen abgebaut wird. Das aktuell verfügbare Energieniveau teilt sich dabei immer genau in potentielle und kinetische Energie auf, d.h. je größer die Höhe (= potentieller Energie), desto niedriger ist die Geschwindigkeit (= kinetische Energie). Welche Höhe welcher Geschwindigkeit entspricht, legt die Schwerkraft der Erde fest. Mit diesem Gleichgewicht aus potentieller und kinetischer Energie wird der Coaster über Hügel, Kurven und Loopings getragen.

Physikalisch nicht korrekt, aber als anschauliches Bild sehr gut geeignet ist der Vergleich mit einem Sportwagen.
Stell dir vor, du sitzt in einem Sportwagen und die Schwerkraft zieht dich eine Bergstraße hinunter. Das Wichtigste ist, auf der Straße zu bleiben! Die Straße symbolisiert dabei das aktuelle Energieniveau des Coasters. Sie kann nicht verlassen werden. Der Wagen folgt seiner vorgegebenen Bahn und kann auf einer bestimmten Höhe der Bahn immer nur genau gleich schnell fahren. Weiter unten ist die Geschwindigkeit höher, so dass die Radien unten größer sein müssen als weiter oben, um die Fliehkräfte im sicheren Bereich zu halten. 
So wie sich der Bau einer Bergstraße an die Form des Berges anpassen muss, so muss sich auch das Layout eines Gravity-Coasters immer an diese energetischen Vorgaben halten. Hinzu kommt, dass bildlich gesprochen die Straße breiter als theoretisch notwendig sein muss, da wechselnde Umwelteinflüsse wie Wind und Temperatur die Energieverhältnisse ändern. 
Die Berücksichtigung dieser vielfältigen Randbedingungen stellt hohe Anforderungen an die Planung und schränkt die Möglichkeiten ein.
Aber genau das macht einen Gravity Coaster aus - ein spannendes Spiel mit der einmal eingebrachten Energie.

 

03 Energy Gravity

 

Spike Coaster: Der Kunstflieger auf Schienen

Der Spike Coaster hebt das Achterbahnerlebnis auf ein neues Level, da er mit einem eigenen Antriebssystem ausgestattet ist. Angetrieben von Elektromotoren können die Wagen unabhängig von der Schwerkraft jederzeit beschleunigen, bremsen und sogar rückwärtsfahren.
Symbolisch lässt sich der Spike Coaster mit einem Kunstflieger vergleichen.
Wie ein Kunstflieger, der mit atemberaubenden Manövern durch den Himmel rast, kann der Spike Coaster auf der Strecke fast beliebig beschleunigen und abbremsen. Die Bewegung ist weder durch die Schwerkraft noch durch den momentanen Energiezustand begrenzt. Spike löst das Achterbahnfahrzeug von der Energieniveau-Straße und lässt es abheben. Die Bindung der Geschwindigkeit an die Bahnhöhe wird aufgehoben. Soll ein Radius durchfahren werden und dabei bestimmte Kräfte erzeugt werden, muss der Achterbahndesigner lediglich die Geschwindigkeit entsprechend einstellen. Während der Sportwagen an die Straße gebunden ist, herrscht über ihm die grenzenlose Freiheit der Lüfte – losgelöst vom Energieniveau.
Der Kunstflieger kann sich dort in alle Richtungen bewegen und jederzeit beliebig Energie auf- und abbauen. Für den Spike Coaster bedeutet das eine unendliche Vielfalt an Layout- und Fahrfigurmöglichkeiten frei von energetischen Beschränkungen. Das Fahrzeug folgt zwar immer noch Schienen, aber die Schienen folgen nur noch der Phantasie des Designers und nicht mehr physikalischen Berechnungen.

 

03 Energy Spike

 

Fazit

Während der Gravity Coaster mit der exakten Fahrphysik eines Sportwagens überzeugt und sich den Gesetzen der Schwerkraft unterwirft, bricht der Spike Coaster mit der Tradition und bietet eine unvergleichliche Freiheit, die an die unbeschränkten Manöver eines Kunstfliegers erinnert. Beide Achterbahntypen bieten einzigartige und aufregende Erlebnisse, stehen aber für unterschiedliche Ansätze im Achterbahnbau. Ob man die reine Physik eines Gravity Coasters oder die grenzenlose Freiheit eines Spike Coasters bevorzugt, beide sorgen für unvergessliche Momente voller Adrenalin.